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Ich denke, also bin ich

von Simon Salzl aka TwinYawgmoth

Teil 4 - Läuterlodern

Kapitel 29: der Herr des Schreckens

Für einen langen Moment sehen wir uns an. Dann zuckt der Meister mit den Schultern.

»Mir fällt kein dummer Witz darauf ein. Was solls. Meinst du, es lohnt sich, ein paar der Leichen aufzuheben? Oder sollte ich Wiederbelebte aus ihnen machen?«

»Äh. Ich. Ich denke nicht. Gegen Diablo selbst vielleicht keine gute Idee.«

»Magst du Recht haben. Hm ... acht Stück ... ich will auf jeden Fall zwei Eismagier ... drei und drei Wächter und Krieger?«

»Sechs Wächter. Ich bezweifle, dass reine Offensive viel bringen wird.«

Ich nicke stumme Zustimmung. Der Meister überlegt, dann erschafft er schnell hintereinander zwei Eismagier, zwei Krieger und vier Wächter.

»Flexibilität ist trotzdem Alles. Also ... «

Er rückt sich den Gürtel zurecht, schließt seine Finger dreimal um den Griff des Jade-Tan-Dos als müsste er üben, es schnell zu ziehen, lässt den Stab locker in der Hand kreisen - wobei er ihm fast herunterfällt - und hält seinen Knochenschild näher an den Körper.

»... wir sind bereit, würde ich sagen!«

Wenn er das denn meint. Nach außen ist er völlig ruhig, aber sein Verhalten verrät, dass ihm zumindest ein wenig mulmig ist - was ich von mir nicht behaupten kann. Mich hat eine eiserne Faust pursten Terrors gepackt. Ich weiß nicht einmal, warum. Wir haben seinen Bruder getötet. Wir sind weitaus stärker als damals. Der Meister ist auf der absoluten Höhe seiner Kraft und Überzeugung. Warum überzeugen mich diese Argumente dennoch nicht?

Der naheliegendste Grund wäre natürlich, dass du eine hoffnungslose Memme bist. Da dich das als Erklärung aber wohl nicht befriedigen wird ... wir kämpfen gegen den Herrn des Schreckens. Klingelt da was?

Ich ... oh. Aber warum spürst Du dann davon Nichts?

Womit wir wieder bei Grund nummer eins wären ...

Gerade mache ich mich bereit, zu einer Antwort anzusetzen, die so unglaublich schlagfertig gewesen wäre, da bin ich mir sicher, als ich feststelle, dass der Korridor zu Ende ist und das Herz des Chaos-Sanktuariums vor uns liegt. Gerade hatte ich noch erwartet, dass mir jeder Schritt zur Qual werden würde, die Distanz immer länger und der Weg unendlich, und dennoch viel zu kurz, meinem Verderben entgegen, und jetzt ist es auf einmal vorbei.
Danke für die Ablenkung.

Oh Hölle, wenn du mir das vorher gesagt hättest, dann wäre ich still gewesen.

»He, Echsenjunge! Wenn ich mit dir fertig bin, wird der Tod dich nicht einmal mehr finden, weil deine Seele bis in die hintersten Winkel der Hölle zerstreut sein wird!«

Scheint ihm doch noch etwas eingefallen zu sein.
Ach ja, und ich sollte vor lauter Geplänkel nicht vergessen, dass da ja noch der 'Echsenjunge' selbst ist ...
Diablo steht in der Mitte des Steinpentagramms, die Arme verschränkt. Er sieht in der Tat aus wie eine gewaltige Echse, mit schuppiger, roter Haut, schlankem Körperbau und einem spitz zulaufenden muskulösen Schwanz, der gerade rhythmisch, ungeduldig auf den Steinboden trommelt. Sein Kopf dagegen ist der eines Dämons, man kann es nicht besser beschreiben; gewaltige Hörner, riesige Zähne im halboffenen Mund, aus dessen Kehle das Feuer schimmert, wie auch in seinen kleinen dunklen harten Augen. Es ist fast schon Klischee, wenn man vergisst, wer er ist, der Herrscher und vermutlich Erschaffer so vieler niederer Versionen seiner selbst. Wenn einer so aussehen darf, dann Diablo selbst.

»General.«

Seine Stimme, wenn sie nicht gerade durch das gesamte Gebäude donnert, klingt fast angenehm. Ein dunkles Brummen - erneut, genau, wie man es erwarten würde.

Mir scheint, du hättest nicht nur vergessen, auf den Weg zu achten, sondern auch, dir konstant in die Hose zu machen.

Huh. Du hast Recht. Es stimmt wohl, was sie sagen, am meisten Angst hat man vor dem, das man nicht sieht.

Wann hast du das denn gehört?

Ich ... äh ... keine Ahnung. Sagt dir der Spruch Nichts?

Doch. Aber woher kennst du Sprichwörter?

Wohl aus der gleichen Quelle, wo auch barbarische Schlachtgesänge herkommen! Jetzt mach mich nicht wahnsinnig, was ist los mit dir? Sonst bist du auch nicht so redselig. Oder brauchst du selber ein wenig Ablenkung?

»Man kommt nicht umhin, von dir zu hören. Allein, weil du der wohl frechste Mensch bist, der je das Unglück hatte, zu leben.«

Der Meister verbeugt sich sachte.

»Freut mich, dass mein Ruf mir vorauseilt. Ich habe so sehr darauf gewartet, Eure Fauligkeit endlich persönlich kennen zu lernen.«

»Gönn dir deinen Galgenhumor. Ich weiß, dass schon Viele meiner Männer um dich gebuhlt haben, dir die Hölle versprachen, wenn du dich ihnen anschließen würdest. Oder auch nur einen schmerzlosen Tod. Weil sie feige waren. Weil sie dich fürchteten. Und vergaßen, was du bist. Ein lächerlicher, kleiner, unwichtiger, schwacher Mensch mit einer Hülle aus weichem Fleisch, gewickelt um an Nichtigkeit nicht zu überbietende Gefühle und Träume. Und in deinem Fall, ein Ego welches die drei Welten an Größe problemlos übertrifft, mit einem Rückhalt, der kleiner ist als das kleinste Staubkorn, das von dir übrig bleiben wird, wenn wir miteinander fertig sind. Nein ... von mir wirst du keine Versprechen, keine Angebote, keinen Pakt erhalten. Nur dies ...«

Er löst seine Arme voneinander, ballt eine gewaltige Faust mit der einen Hand und streckt von der anderen einen dicken Finger aus, welcher natürlich von einer pechschwarzen Kralle gekrönt ist.

»... du hast meinen Bruder getötet und dir den Zorn der Hölle zugezogen. Die Ewigkeit wird dir kurz vorkommen gegen die Zeit, welche du unter unendlichen Qualen verbringen wirst.«

Der Meister applaudiert träge.

»Schöne Rede. Ich meine, war ja auch genug Zeit, die auszuformulieren, während du dich hinter deinen Siegeln versteckt hast. Weil ich die ganze Zeit damit beschäftigt war, mit deinen Türstehern den Boden aufzuwischen, ist mir nicht ganz so Geschliffenes eingefallen. Tut mir Leid. Hast gewonnen. Nachher ein Glas Milch auf deinen Sieg?«

Während die beiden Zärtlichkeiten austauschten, haben die Skelette sich in einer Art Phalanx angeordnet. Ich denke, es kann nicht mehr lange dauern, bis es Diablo zu viel wird, und halte mich auch bereit.
Seine Augen verengen sich leicht. Mehr Warnung, als ich gebraucht hätte. Ich fließe vor den Meister. Das Große Übel hebt beide Arme, und ein Feuerring beginnt um seine Füße zu brennen, welcher sich sofort kreisrund mit ihm als Zentrum ausbreitet, und nur von den Wänden der höllischen Kathedrale gestoppt wird. Er fegt über mich hinweg, ohne groß zu beeindrucken, was ja hoffen lässt. Wenigstens ist keine ekelhafte Elementverzauberung in seinen Flammen versteckt.
...
Wo sind die Skelette hin?

War nicht besonders schön, dich gekannt zu haben, auch irgendwelche letzten Worte?

Ach du Scheiße.

»Mund und Augen zu und durch, Golem! Bleib immer vor mir! Nutz dein heiliges Feuer und mach ihm den Himmel heiß! Das hier hat gerade erst begonnen!«

»Ach ja?«

Diablo fällt nieder auf alle Viere und springt auf mich zu. Er rennt weniger wie eine Echse, mehr wie ein Hund, mit großen Sätzen, stelle ich in der Ecke meiner Gedanken fest, die noch kühl analysieren kann. Der Rest befiehlt meinem Arm, sich nach hinten zu biegen, den Meister an der Schulter zu packen und weit aus der Flugbahn des Dämonengeschosses zu befördern, das auf ihn zu kommt. Dabei landet er ein wenig unsanft, nehme ich an. Schwer zu sagen, denn noch unsanfter landet Diablo auf mir. Mein Körper wird zerquetscht, und für einen Augenblick sehe ich gar Nichts. Spüre aber noch einen gewissen Pseudoschmerz ... und Eiseskälte, die mich durchdringt.

Wir ... leben ... noch ...

Das baut ... natürlich auf ... ich blende alles Andere aus, das gegenwärtige Schicksal des Meisters, den Dämon, der viel zu schnell ist, als das ein normaler Mensch ihm entkommen könnte, die Misere, in der ich mich befinde, und verwende jegliche Willenskraft darauf, mich irgendwie wieder aufzuraffen.
Mein Körper entsteht wie ein flammender Phönix aus der Asche. Zum Glück denke ich so schnell; Diablo ist nur einen Satz weiter gekommen, während ich mich gesammelt habe. Die Magier leben noch! Er ist verlangsamt! Ich werde zur Feuersäule, springe über auf seinen Schwanz und wabere seinen Rücken hoch, während ich mich so heiß mache, wie ich kann. Überrascht grunzt Diablo; offenbar meinte er, mich erledigt zu haben. Fast im Slalom fließe ich um seine Rückenstacheln herum, die aus seiner Wirbelsäule sprießen, erreiche den Kopf und packe sein zentrales Horn. Gerade stelle ich fest, dass dessen seltsam unregelmäßige Form daher kommt, dass es sein Seelenstein ist, der rot glühend inmitten der Stirn prangt, als mich etwas von der Seite trifft und quer durch den Raum schleudert.

Der Schwanz.

Ah.

Ich treffe auf die Wand und muss erneut eine Sekunde damit verschwenden, mich zusammenzusetzen. Der Meister hat derweil Fersengeld gegeben und ist auf die andere Seite des Pentagramms gerannt, welches mit dem Feuerbecken darunter nun zwischen ihm und Diablo liegt. Ein wenig unwürdig aussehend vielleicht, aber was soll er machen? Die Magier folgen ihm etwas langsamer, weil sie ständig Sperrfeuer auf den Herrn des Schreckens richten. Dieser macht gar keine Anstalten, dem Meister hinterher zu rennen, hebt stattdessen seine leicht angebläuten Arme ... und der Feuerring fegt wieder durch den Raum. Der Meister hebt die Hand vor sein Gesicht zum Schutz, stolpert zurück, als er getroffen wird, und fällt fast hin; die Magier zerplatzen beide zu Staub.
Ein Husten verrät mir, dass es dem Meister besser geht als seinen Dienern, aber die Haut des Vipernmagiers und seine Schuhe glühen förmlich. Ihr Schutz vor den Elementen hat ihn vor dem Schlimmsten bewahrt, aber auf Dauer kann das nicht gut für ihn sein. Paradoxerweise fühle ich mich wie neu; ohne groß darüber nachzudenken, habe ich jegliche Schwächung durch meinen Aufprall sofort wieder ausgeglichen, als der Feuerring mich erreicht hat.
Ein freudloses Grinsen spielt um Diablos Lippen, als er erneut die Arme hebt und ein weiterer Feuerring sich aufbaut.
Gerade rechtzeitig baue ich mich vor dem Meister auf, nachdem ich mit voller Geschwindigkeit durch den Raum geglitten bin, um ihn vor der Attacke zu schützen. Die Miene unserer Gegners ändert sich zu Zorn. Er springt in die Mitte des Pentagramms, die Distanz zwischen ihm und dem Meister ist in nur drei solcher Sätze überbrückt.

»Halt die Stellung, Golem.«

Der Meister dreht sich um und läuft davon. Ich schieße hektisch aus beiden Händen Feuerbälle ab, grob auf Diablos Gesicht gezielt. Ich weiß nicht, ob sie etwas bewirken, aber bezweifle irgendwie, dass ich in diesem Kampf Gefahr laufe, in Munitionsmangel zu geraten, sozusagen.
Er baut sich vor mir auf, bleckt die Zähne und hebt die Klaue.
Sofort fließe ich zwischen seinen Beinen hindurch, um den Schwanzansatz herum und versuche, ihm den Knöchel zu verbrennen. Ist das Zischen, das ihm entweicht, Überraschung oder Schmerz? Der angegriffene Fuß hebt sich, Diablo fährt herum, ich fließe weg und stehe wieder vor ihm.
Er hebt die andere Klaue. Das können wir ewig so machen!

Vorsicht ...!

Als ich gerade wieder in meine Feuerpfützenform wechsle, bemerke ich meinen Fehler - zu spät. Statt wieder über meinen Kopf hinweg sinnlos zuzuschlagen, dreht sich Diablo auf dem Absatz - und fegt mich mit dem Schwanz weg. Wieder lande ich an der Wand. Ohne große Mühe stehe ich auf. Stelle fest, dass es nicht an der Übung liegt - Diablo ist geschwächt. Ohne zu zögern stürze ich mich wieder auf ihn. Keine Ahnung, was der Meister vorhat. Aber beim Licht, ich werde ihn nerven, so lange ich noch Kontrolle über meinen Körper habe. Feuerbälle schleudernd tauche ich hinter ihm auf. Er ignoriert mich, hüpft dem Meister nach. Schneller, als ich laufen kann, jetzt, wo er nicht mehr durch die Kälte behindert wird. Der Meister rennt dorthin, wo die drei Gänge zu den geöffneten Siegeln sich treffen würde. Da bleibt Diablo stehen - ich rufe eine Warnung - und hebt einen Arm.
Um den Meister schießen plötzlich dünne weiße Stäbe aus dem Boden des Chaos-Sanktuariums, den Stein zerberstend wie wachsende Samen aufs millionenfache beschleunigt. Gerade so kann er innehalten, da biegen sich die Spitzen der Stäbe zueinander, zielen auf seinen Hals, und irgendwie, wundersamerweise, hält er seine Hand gegen eine von ihnen, was Blut zieht, eine tiefe Wunde, aber sie verlangsamen ihr Wachstum, und bevor er von allen Seiten durchbohrt wird, duckt er sich, zieht seine Hand als Letztes zurück und der Käfig schließt sich über seinem Kopf, den Menschen darin in sehr unangenehm verdrehter geduckter Pose zurücklassend.

»Genug des Laufens.«

Ich fließe um Diablos Beine herum, auf voller Hitze, aber auch das ist ihm egal. Baue mich vor ihm auf, die Hände ausgebreitet, eine hilflose Geste.
Er ignoriert mich noch immer. Hebt seine Klaue, ohne mich richtig anzusehen. Ich frage mich, in welche Richtung ich ausweichen soll.

In keine.

Über Diablos Kopf tanzt Eiserne Jungfrau. Mit Gewalt halte ich mein Gesicht neutral, starre wie in verzweifeltem Zorn nach oben ... die Pranke trifft mich. Stelle fest, sie glüht blau. Das erklärt die unendliche Kälte, die ich spüre, kurz bevor ich vergehe. Noch eine Sekunde früher erlaube ich mir jedoch ein triumphierendes Grinsen.
Ich stehe neben dem Meister. Der deutet zwischen den Stäben seines Gefängnisses heraus auf Diablo, ohne jedoch ihn anzusehen. Sein Gesicht ist eine Maske der Konzentration.

»Zwei Sachen will ich. Halt ihn für nur zehn Sekunden auf, ohne getroffen zu werden. Und heil unsere Hand.«

Ein Blutgolem? Ernsthaft? Nur diese beiden Aufgaben sind schon monumental.

Ein bisschen leichter als unmöglich könnte es werden.

Diablo ist immer noch ein Gegner, der schnell, tödlich und vollkommen unerbittlich ist. Aufgerichtet ist er gut drei Meter groß und schreitet unaufhaltsam voran, jeder Schritt donnernd. Aber der Zweite hat Recht, etwas ist anders, hat die Fassade Sprünge bekommen lassen.
Der Herr des Schreckens ist verletzt. Seine linke Pranke, mit der er mich gerade vernichtet hat, tropft Blut auf den Boden, und bis zum Ellenbogen ist sie versengt durch meine Explosion. Nicht länger wirkt er unzerstörbar; und das allein genügt mir, um meine Hoffnung neu zu entfachen. Unerschrocken trete ich ihm entgegen, was ja eigentlich ohnehin schon ein komplettes Versagen seinerseits ist, wenn man seinen Titel bedenkt.

»Du kommst hier nicht vorbei.«

»Große Worte für Jemanden, der gerade enorm an Fähigkeit gewonnen hat, Schmerz zu empfinden.«

Er wird seinen Schwanz benutzen, das sehe ich sofort. Der Schaden durch den Fluch hat ihn vorsichtiger werden lassen. Sein Plan wird sein, mich zu packen, vielleicht irgendwo hin zu schleudern ... aus welchem Winkel? Wohin?

Lass das mal den Erwachsenen machen.

Na schön, ich vertraue dir.

Kein abwertender Nachsatz? Wie ungewohnt.

Nicht wirklich die Zeit für nichtige Streitereien, oder?

Oho, vielleicht kann ich dich doch bald einmal in die Bar mitnehmen.

Der Zweite übernimmt und lenkt unseren Blick auf Diablos Klauen. Seine fast überquellende Hüftmuskulatur. Die Zehenspitzen. Die Zeit scheint sich zu verlangsamen. Er beobachtet ganz genau, zieht seine Schlüsse, berechnet daraus seinen nächsten Schritt. Wir denken so schnell, dass die Welt dafür innehalten muss. Fußstellung, Rückenneigung, Kopfrichtung. Er wird ... sich fallen lassen. Die Bewegung beginnt. Der Zweite hatte Recht; kein Grund, unsere eigene, natürlich ebenfalls schon eingeleitet, zu ändern. Wir gehorchen trotz Allem den gleichen Regeln wie er, können nicht magisch beschleunigen wie unser Denken das tut. Von links über seine Schulter, versucht, Hüfte, Hals oder Oberarm zu packen; kann der Zweite nicht genau vorhersehen, wir wissen nicht, wie beweglich die Schwanzspitze ist. Ein Ausfallschritt zur Seite. Weit genug weg, um dem Schwanz in jedem Fall Zugriff zu verweigern, weil Diablo, und darauf baut der Zweite, ihn nicht um uns schlingen kann, wenn wir auf ihn zugehen. Der Hals, kein gutes Ziel, die Muskeln daran zu grotesk geschwollen. Wenn wir uns zur Seite drehen, erreichen wir die Augen nicht, hätten wir vielleicht einplanen können, aber unsere drei Knochenkrallen würden ohnehin nicht garantiert dieses kleine Ziel treffen, ohne einfach am Schädel abzuprallen. Nein ... die Haut, die sich zwischen Brust und Schultern spannt, wo die Muskeln eine natürliche Lücke haben, da sein Körper dennoch gewissen Gesetzen folgt, dahin werden wir stoßen.
Der Plan ist vollendet, und die Umsetzung hat bereits begonnen. Alles geht auf einmal ganz schnell. Diablo fällt auf alle Viere, sein Schwanz schießt nach vorne, ändert im Flug blitzschnell die Richtung, als er unsere Bewegung bemerkt; aber er ist nicht lang genug, um sich auch noch nach hinten zu beugen. Die Spitze trifft uns am Rücken wie ein Peitschenhieb, ein sengender Schmerz überzieht uns und verschafft dem Meister sicher Blutergüsse überall, aber nur für einen kleinen Augenblick, denn durch den Aufprall stößt unser Arm noch stärker nach vorne, während der Zweite ihn gerade schon mit aller Gewalt ausstreckt, und unsere Krallen durchbohren zähe Echsenhaut, stoßen auf doch überraschend weiches Fleisch, und, viel wichtiger, heißes Dämonenblut, welches in uns fließt, die Wunden löscht, so köstlich, so süß.
Eine gewaltige Pranke packt uns von hinten wie ein Schraubstock. Diablos Nüstern verströmen kleine Flämmchen, als er den Blutkörper, in dem ich mich befinde, vor sein Gesicht hebt.

»Ich hoffe doch sehr, dass du das spüren kannst, General.«

Feuer schießt auf mich zu ...
... und ich stehe neben dem Meister, der die Augen geschlossen hat. Diablo schießt noch immer einen Feuerstrom auf seine leere Hand, aus der zerfallende Überreste bröckeln, die gerade noch ich waren. Eben dieser Feuerstrom speist meinen neuen Körper.

»Danke, Golem.«

Die Stimme, ein Flüstern. Sein Lächeln, voller Genugtuung. Diablos Kopf schießt hoch, als er bemerkt, dass er ausgetrickst wurde. Ein Knurren beginnt tief in seiner Kehle und steigt auf wie seine beiden Hände, aber es bildet sich kein Ring aus Feuer; links und rechts vom Gefängnis des Meisters steigen Flammen empor ... und wachsen rapide in die Mitte zusammen, im Begriff, eine geschlossene Feuerwand zu bilden. All dies geschieht rasant. Ich kann vielleicht eine Seite davon stoppen, aber beide ... ? Und der Meister ist gefangen! Er wird bei lebendigem Leib ...
Da schießt sein Arm nach vorne, drückt gegen einen der weißen Stäbe vor ihm, die ihn einschließen, und er runzelt die Stirn, schiebt sich nach hinten, und bricht mit dem Rücken aus der Umfassung, rollt sich nach hinten und die Flammen schließen sich über einem bereits zerfallenden Käfig.

»Wie ...«

Da hackt ein gebogenes Dämonenschwert aus höllengeschmiedetem Stahl dem Großen Übel die Schwanzspitze ab und beendet dessen ungläubigen Ausruf mit einem Brüllen.
Der Meister steht auf, weicht hastig zurück und wischt sich den Staub von der Rüstung.

»Du kommst mir mit einem Gefängnis aus Knochen? Ich bitte dich. Ihr alle, zeigt eurem Chef, was ihr von ihm haltet.«

Eine veritable Armee aus Wiederbelebten stürzt sich auf Diablo. Dieser macht keine Anstalten, ihnen zu befehlen, von ihm zu lassen. Zerfetzt den Giftfürsten, der ihn von hinten angegriffen hat, mit einem Hieb. Und zahlt dafür mit aufbrechender Haut, aus der ein glühender Blutstrom zu Boden trieft. Schwerthiebe von allen Seiten verpassen ihm Nadelstiche, und gegen Eiserne Jungfrau scheint er völlig hilflos. Ein Feuerring - ich schütze den Meister - und zwei Giftfürsten vergehen. Aber die Skelettritter sind immun dagegen. Werden sie ihn einfach langsam niederringen?
Er richtet seinen Blick auf den Meister.

»Du stirbst! Jetzt!«

Wieder lässt er sich auf alle Viere nieder, bereit zum Sprung, und der Meister ist nicht wirklich weit zurückgewichen, weil er die Wiederbelebten mit voller Konzentration kontrollieren muss - beeindruckend genug, dass er nicht ständig Befehle rufen muss. Vielleicht hat Diablo selbst weniger Autorität, als er dachte? Aber wie halte ich ihn jetzt auf?
Er verlässt den Boden ... und vor ihm schießt eine mindestens vier Meter breite und eineinhalb Meter hohe Wand aus ineinander verschränkten Knochen nach oben, gegen die er mit voller Wucht rammt. Einige Knochen zerbrechen. Und mit grausamen Knacken zerbirst auch ein Rückenstachel des Dämonenfürsten, weil er immer noch unter dem Einfluss der Eisernen Jungfrau steht.

»Siehst du, so sieht ein vernünftiges Hindernis aus Knochen aus!«

Ich glaub es ja nicht. Das funktioniert. Wir gewinnen. Und ohne dabei an den Rande der Niederlage zu kommen.
Diablo rappelt sich auf, aus zahllosen Wunden blutend. Die Ritter setzen ihm zu. Die Knochenwand ist im Weg. Er kommt nicht zum Meister.

»Es reicht!«

Gefällt mir überhaupt nicht. Er hat sicher noch ein As im Ärmel. Der Meister darf jetzt auf keinen Fall überheblich werden.

Sag ihm das doch einfach ... ach, was solls.
Ich gebe eine leise Empfehlung, sich zurückzuziehen. Der Meister blinzelt, stellt fest, dass er wirklich nur einen Meter hinter seiner Wand steht, und läuft in den Gang, wo der Fürst de Seis sein Siegel bewachte.
Diablo springt auf seinen mächtigen Beinen zurück, den Einschluss der auf ihn einhackenden Ritter verlassend. Sie sammeln sich, schreiten wieder auf ihn zu ...
Er hebt beide Handflächen vor sein Gesicht, sein Rachen öffnet sich zwischen ihnen, und ein Blitzstrahl von absolut überwältigender Helligkeit zischt hervor. Rot-weiß zuckt er gut einen halben Meter breit nach vorne, trifft auf die Wiederbelebten und löscht sie aus. Ich sehe nicht einmal mehr Staub zurückbleiben. Die Knochenwand zerbirst.

Weg, weg!

Zu spät bemerke ich die Gefahr. Dies ist kein Feuerstrahl, es ist viel mehr, wenn er mich erreicht, wird er mich nicht stärken oder egal sein, ich werde ...
... meine Welt besteht aus unzusammenhängenden Eindrücken und Farben und Gerüchen und Moment, das geht doch überhaupt nicht ... was ist Form was ist Gestalt was ist Sein wer bin ich wo bin ich wo ist der Meister Himmel ... ist das ein Schmetterling aus Schatten?

Oooh ...

Was höre ich da Stimmen in der Musik des Lebens welche zu mir singt? Eine Nachtigall aus Tönen geformt! He, das ergibt beinahe Sinn war das der Zweite der Meister was zur Hölle ist los hier?

General es tut mir Leid ich schwöre es natürlich weiß ich dass das Nichts wert ist. Ich bin es selbst nicht natürlich nicht aber was hätte ich tun sollen? Bitte ich flehe Euch an tut es nicht schickt mich nicht weg ich verehre Euch doch, ich tue Alles bitte bitte

Zweiter ...?

Ja, ich werde aufhören, zu kriechen, nein, ich werde nie wieder betteln, ja, ich habe meine Lektion gelernt, nein, ich verstehe die Strafe den Schmerz den unerträglichen unendlichen ich hasse dich du verdammter Bastard ... was? Was ist? Memme? Weichling? 'Erster'?

Komm ... zu dir ... und hilf mir ... das Gleiche zu tun ...

Ich ... ich ... in Ordnung ...

Wir klammern uns aneinander fest, an den Stimmen, die wir hören, die unsere eigenen sind, in dem Chaos, das alles ist, was wir gerade spüren, fühlen, verstehen, sammeln Dinge, die Sinn ergeben, verwerfen solche, die es nicht tun, und langsam, so unendlich zäh wie das erste Mal, als ich die Augen geöffnet habe, formt sich ein Bild.
Diablo hält den Meister hoch in die Luft. Die Füße des Menschen baumeln herab, seine Hände sind hilflos um eine Pranke geklammert, die seinen Oberkörper mühelos umschließt.
Himmel, wo sind wir? Der Zweite und ich arbeiten zusammen, instinktiv, es würde uns beide überraschen, wie gut das mittlerweile funktioniert, wenn wir nicht derart in Panik wären. Langsam, ganz langsam begreife ich, zumindest ein wenig, was passiert ist. Diablos übermächtiger Energiestrahl hat unseren Körper zerbersten lassen, ohne uns auszulöschen. Wir sind so schnell in alle Richtungen zerstreut worden, dass wir den Gedanken, vor lauter Pein die Kontrolle aufzugeben und zu 'sterben', gar nicht haben konnten, nicht einmal instinktiv.
Irgendwo, überall in dem ganzen Hauptraum des Chaos-Sanktuariums verteilt, ist unser Körper. Ein kleines Flämmchen an der Wand, ein Schwelbrand an einer Deckenstrebe. Uns zu sammeln aus diesem Zustand ... völlig unmöglich. Was wir haben ist Überblick; ich kann quasi aus jedem Winkel Alles sehen, was irgendwo geschieht. Sonst Nichts. Völlig hilflos müssen der Zweite und ich zusehen, wie Diablo gewinnt.

»Jetzt ist es vorbei mit dir, General. Du hast verloren und ich werde dich langsam und genüsslich töten.«

Und wir werden zusehen müssen, ohne eine Chance, etwas dagegen zu tun ...

Nein! Wir schaffen es, uns wieder zu formen. Wir müssen.

Aber wo beginnen? Und selbst wenn ... was sollen wir tun? Der Meister ist ...

Mein verzweifelter Blick über den ganzen Raum fokussiert sich auf seinem Gesicht. Auf seinen Augen.
Ich kenne diesen Ausdruck in ihnen, dieses Funkeln.

In Ordnung, Zweiter. Wir kriegen das hin. Wir müssen nur zusammenarbeiten. Such dir einen Teil von uns, halt ihn fest, dann suche ich einen Teil direkt in der Nähe und wir führen sie zusammen. Los, los!

Was hat dich umgestimmt? Was hast du gesehen?

Er hat einen Plan, Zweiter. Mehr noch. Er ist sich absolut, hunderprozentig sicher, dass er gewinnen wird.

Wir treffen uns in einer vereinten Flamme.

Und damit verlässt der Zweite mich einfach. Kurz schockt mich das - ganz plötzlich bin ich komplett alleine. Das ist ... sehr ungewohnt. Aber Fokus, Fokus! Der Zweite ist ... da unten. Wo ist ein kleines Flämmchen, ein Funke von mir gleich daneben? Hier? Da? Dort? Ah!

Da haben wir dich ja.

Hat mich auch noch nie so sehr gefreut. Noch einmal! Immer weiter!

Der Meister lacht derweil aus voller Kehle. Diablo packt ihn fester, bis er mit dem Lachen aufhört, notgedrungen.

»Ist das dieser 'Galgenhumor', von dem ich hörte?«

»Nein, Diablo, ich freue mich nur darüber, wie entscheidend ich gegen dich gewonnen habe. Hätte ich nicht erwartet, wirklich. Das ging deutlich einfacher, als deinem Bruder das Leben zu entreißen, was Baal angeht, werden wir schon sehen.«

Diablo schüttelt ihn.

»Du scheinst deine Situation etwas falsch einzuschätzen!«

»Oh nein, ich bin da völlig klaren Verstandes ...«

Der Zweite und ich sind schon so weit gewachsen, dass ich aus der Raumperspektive tatsächlich ein kleines Leuchten erkennen kann, wo wir uns formen. Es hat uns in der Tat sehr dünn verteilt ... der Meister redet weiter.

»... denn du hast viel deutlicher versagt als es Mephisto passiert ist. Er hat es mehrfach beinahe dazu gebracht, dass der Hass mich übermannt, oder meinen Golem, oder den Rest der Leute in Kurast. Es war gar nicht so einfach, gegen seinen Einfluss anzukommen. Und das an einem Ort, der nun wirklich nicht allzu hassenswert war ... außer diesem verdammten Dschungel vielleicht.«

Diablo gibt ihm eine saftige Ohrfeige, die es nur für einen kurzen Augenblick schafft, dem Meister das breite Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.

»Du kannst reden, wie viel zu willst, aber jede Zeit, die du jetzt schindest, ist bedeutungslos gegenüber der Ewigkeit der Folter, die vor dir liegt.«

»Ach, ich darf also Zeit schinden? Demzufolge interessiert es dich brennend, was ich zu sagen haben?«

»Nicht im Geringsten.«

»Komisch, warum bin ich dann noch nicht tot?«

Diablo hebt eine Kralle. Nein! Wir sind gerade einmal auf Größe einer Kerzenflamme!

»Das lässt sich ändern!«

»Deckt sich aber nicht wirklich mit deinem 'ewige Qualen'-Plan, hm?«

Der Dämon hält inne. Das Grinsen des Meisters wird, eigentlich unmöglich, noch selbstzufriedener.

»Siehst du, das ist das Problem, das du hast, und weswegen du verloren hast. Du möchtest etwas von mir, was ich dir niemals gegen werde, und das ist Angst. Du bist der Herr des Schreckens, das ist deine Definition, deine Aufgabe. Aber obwohl ich hier im Herz der Hölle bin, schon länger war, gegen unzählige Dämonen gekämpft habe, und gerade scheinbar komplett hilflos von dir beinahe zerquetscht werde, ist es eine verdammte Weile her, dass ich mich das letzte Mal gefürchtet habe. Darum wirst du nicht bekommen, was du willst, kein Bitten, kein Flehen, meinen Tod schneller zu machen, kein Wimmern, kein Schreien. Du hast versagt.«

Fast schon die Größe eines Fingers ... mehr Funken, mehr Feuer! Es beginnt, schwierig zu werden, die Feuermasse zusammen zu halten, die Energie durch Willenskraft zu erzeugen, es nicht einfach seinen Weg gehen zu lassen und verpuffen. Das ist ein gutes Zeichen.

Halte es zusammen, ich hole mehr Material. Wenn du nicht mehr kannst, wechseln wir uns ab.

Gute Idee, viel Erfolg!

Diablo verzieht die Lippen zu etwas, das vielleicht ein verachtendes Grinsen sein soll.

»Glaub mir, nach ein paar Jahrhunderten wirst du das Betteln beginnen.«

»Tut mir Leid, nicht Teil des Plans.«

Der Meister wackelt mit der rechten Hand, recht viel mehr kann er auch nicht in seiner Position.

»Schau hin.«

Diablo überlegt kurz, dann folgt er der Aufforderung und dreht den Körper des Meisters zur Seite, um nachzusehen, was dieser ihm zeigen will.
Oh nein.
Ein dünner Blutstrom verlässt die Finger des Meisters.

»Ich habe mich gerade mit einem Dolch geschnitten, den 'extrem schwer vergiftet' zu nennen eine solche Untertreibung wäre, dass es an Sünde grenzt. Er macht mich immun gegen seinen Effekt, aber sobald ich ihn loslasse, wird mein Körper innerhalb von etwa zehn Sekunden verfaulen. Wird mir sicher wie eine Ewigkeit vorkommen. Aber keine sein. Haha!«

Diablo hält den Kopf des Meisters direkt vor seine Nüstern und knurrt ihn so wild an, dass die Haut des Menschen sich rötet.

»Das werde ich nicht zulassen, und das weißt du!«

»Wie? Sobald du irgendetwas machst, lasse ich den Dolch fallen.«

Diablo beginnt, leicht zu zittern. Ich sehe es, während ich langsam wachse. Meine Konzentration ist ein leuchtendes Feuer; ich brauche keine Ablösung vom Zweiten. Die Szene vor mir gibt mir Kraft, als wäre die reine Willensstärke, die der Meister in den Raum abstrahlt, von mir erntbar. Sie wächst und wächst, da er sicher auch spürt, wie Diablo auch körperlich die Kontrolle verliert.

»Dein Tod ändert Nichts! Deine Seele gehört der Hölle, ich kann es überdeutlich sehen! Wenn du stirbst, bist du so oder so in meiner Gewalt!«

»Tja, da hast du ein weiteres kleines Detail übersehen ...«

Ich glaube, wir können Finger formen. Gib mir Kontrolle, dann versuche ich es. Und sammle mehr.

Ja, in Ordnung ... Funke hier, Funke da ... der Zweite hat mir unbewusst seine gerade gesammelte Erfahrung in der sehr eintönigen Aufgabe übertragen. Während wir weiter wachsen, hebt der Meister die Augenbrauen in perfektem überheblichem Triumph.

»Dieser Dolch stiehlt Seelen. Schon einige deiner Untertanen sind einfach spurlos verschwunden, was dir sicher nicht entgangen sein wird. Ich habe keine Ahnung, was das Jade-Tan-Do mit diesen Seelen macht. Es ist mir auch egal. Aber du bekommst meine nicht. Völlig unmöglich zu diesem Zeitpunkt.«

Ein dritter Finger ...

»Nein!«

Der Meister spuckt Diablo ins Gesicht und lässt den tödlichen Kris fallen.
Für einen kurzen Moment, nachdem er aufprallt, hält Alles inne, und erst als der Ton von Metall auf Stein verklungen ist, findet Diablo seine Sprache wieder.

»Dann töte ich dich eben jetzt sofort!«

Das Gesicht des Meisters wird ausdruckslos. Seine Augen verlieren den Triumph. Nein! Diablo hat den Fehler in seinem Plan gefunden!

Ein Plan, der damit endet, dass seine Seele im Jade-Tan-Do gefangen ist, oder wo auch immer?

Oh ...

Der Plan ist nicht vorbei! Schau in seine Augen, aber sammle um Himmels, ja, um deren Willen weiter Funken!

Seine Augen ...
Keine Aufgabe. Keine Verzweiflung. Angst? Ha!
In ihnen ist Stahl. Und noch glühenderer Triumph, als gerade auf seinem Gesicht war.
Die Szene fällt in Zeitlupe.
Diablo drückt zu. Ich kann fast spüren, durch meinen Ausblick auf jedes Detail aus jedem Blickwinkel, wie seine gewaltigen Handmuskeln sich spannen. Jede einzelne Faser darin gleichzeitig, voller Wut, ohnmächtigem Zorn darüber, von einem bloßen Menschen überlistet worden zu sein.
Die Haut des Meisters wird gequetscht, Blutgefäße platzen. Seine Rippen verschieben sich, seine Lungen zusammengedrückt, die Luft entweicht mit einem Keuchen aus geschwollenen Lippen von der Ohrfeige vorher. Nach wenigen Millisekunden halten die Lippen, die Arme den Druck nicht mehr aus. Die Knochen biegen sich bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus, splittern, unregelmäßig, die pure Gewalt der übernatürlichen Dämonenkraft pulverisiert sie, und knapp nachdem das passiert, senden gepeinigte Nervenenden, wo sie denn noch existieren, Signale nach oben, die den Meister einen herzzerreißend in die Länge gezogenen Schrei beginnen lassen. Die größeren Knochensplitter bohren sich in weiches Gewebe, zertrennen noch mehr Blutgefäße, nun auch größere. Bald wird von dem menschlichem Körper nur mehr ein undefinierbarer Fleischhaufen übrig sein.
Aber!
Über Diablos Kopf tanzen die orangen Fäden der Eisernen Jungfrau.
Alles, was gerade mit dem Meister geschieht, wird grob auf den Dämonenkörper übertragen, wo es halbwegs passt, ansonsten großzügig verteilt, und zuletzt auf das gut Fünffache seiner Intensität verstärkt.
Bevor Diablo seine Faust auch nur annähernd schließen und sein Werk vollenden kann, explodiert er. Ich wage zu behaupten, dass er noch feiner über den Raum verteilt wird, als ich es gerade noch war. Seine Seele steht noch kurz in der gleichen Form wie gerade noch der Körper als Nachbild, dann wird sie in das rot glühende, unregelmäßige Horn auf seiner Stirn gesaugt. Der Seelenstein fällt zu Boden.
Der Meister fällt ebenfalls, zwei Meter, fällt auf noch relativ unverletzte Beine, dem Rest ist es ohnehin schon egal.
Sein Schrei endet mit dem Aufprall, geht über in ein Stöhnen. Sein rechter Arm beginnt bereits, sich aufzulösen. Das Jade-Tan-Do, zum Glück, liegt links von ihm. Er will es aufheben, die Fäulnis stoppen. Alles Teil des Plans, natürlich.
Aber kein noch so hohes Maß an Willenskraft wird ihn dazu bringen können, einen Arm zu bewegen, der quasi keine Knochen mehr beinhaltet. Für einen kurzen Augenblick erscheint echte Panik in seinen Augen.

Vier genügen.

Hauptsache Daumen.

Eine körperlose Feuerhand legt das Jade-Tan-Do mit Mühe, aber Überzeugung, in seine wartende Hand.
Trotz all der Schmerzen schafft er ein Lächeln.

»Und ich hab mich schon gefragt, wo du warst ... «

»Ich ebenfalls.«

Ein eisiger Speer bohrt sich mitten durch mein Herz, egal, wo es gerade ist.

»Dachte schon, ich komme zu spät.«

Der rote Ritter schreitet langsam über das Steinpentagramm auf den Meister zu, und sein Körper zeigt kein Anzeichen mehr von eventuell fehlender Stofflichkeit.
Verächtlich zertritt er unsere mühsam geformte Feuerhand.


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